Bundeskartellamt mahnt Preisgestaltung der Deutschen Lufthansa AG auf der Strecke Frankfurt – Berlin ab
22.01.2002
Nach vorläufiger Einschätzung sieht das Bundeskartellamt in der Preisgestaltung der Deutsche Lufthansa AG (DLH) auf der Strecke Frankfurt – Berlin eine unbillige Behinderung und Verdrängung des Wettbewerbers Germania Fluggesellschaft mbH, Berlin, (Germania). Die Wettbewerbsbehörde beabsichtigt, diese Form des Marktmachtmissbrauchs zu untersagen und die sofortige Vollziehung seiner Untersagungsverfügung anzuordnen.
Germania hat am 12. November 2001 Linienflüge zwischen Berlin- Tegel und Frankfurt/Main aufgenommen. Die Tickets für den einfachen, voll flexiblen und umbuchbaren Flug bietet Germania zu einem Preis von 99.- € an. Die Konditionen entsprechen den für Geschäftsreisende geeigneten Business und Economy-Tarifen der DLH. DLH hat hierauf mit der Einführung eines ebenfalls voll flexiblen Economy-Tarifes von insgesamt 200.- € für zwei getrennt zu buchende Hin- und Rückflüge, also im Durchschnitt 100.- € für die einfache Strecke (einschließlich Gebühren) reagiert. Dies stellt im Vergleich zu den bisher ausschließlich angebotenen voll flexiblen Business- und Economy-Tarifen (z.B. Economy-Flug, one way, 254.-bzw. 242,50 € einschließlich Gebühren) eine Preissenkung von über 60 % dar. Germania hat als Reaktion auf die Einführung des 100.- €-Tarifes durch DLH ihre Flugpreise auf dieser Route von 99.- € auf nunmehr 55.- € herabgesetzt. Aus wirtschaftlichen Gründen verlangt sie seit Jahresanfang 2002 wieder 99.-€.
Bundeskartellamtspräsident Ulf Böge: "Die Reaktion von Lufthansa als bisheriger Monopolist auf der Strecke Frankfurt-Berlin auf den Preis von Germania begründet den Verdacht, das Lufthansa mit dieser Niedrigpreispolitik die Wettbewerbsmöglichkeiten von Germania in erheblicher Weise ohne sachlich gerechtfertigten Grund beeinträchtigt und ihre gegenüber Germania überlegene Marktmacht dazu ausnutzt, diesen Wettbewerber unbillig zu behindern. Dabei ist festzustellen, dass die Lufthansa auf ihren übrigen innerdeutschen Routen – auf denen Germania bisher nicht als Wettbewerber aufgetreten ist - ihre Preise für Geschäftsreisende nicht gesenkt hat."
Nach ersten Feststellungen des Bundeskartellamtes deckt DLH mit einem Preis von 100.- € pro einfachen Flug nicht mehr ihre Durchschnittskosten pro Fluggast, sondern betreibt eine Verlustpreisstrategie. Sie bietet zu diesem Preis weiterhin den bisherigen Bordservice, Bonusmeilen für Vielflieger sowie mehr Flugfrequenzen an. Angesichts höherer Kosten und zusätzlicher Serviceleistungen gibt es für diese Verlustpreisstrategie keine sachliche Rechtfertigung. DLH ist auf dieser Route marktbeherrschend, besitzt deutlich größere Ressourcen als Germania und ist mit ihrer Finanzkraft auch in der Lage, Germania von der Route wieder zu verdrängen und Wettbewerber von der Eröffnung weiterer innerdeutscher Flugverbindungen abzuhalten.
Böge: "Wenn sich der Verdacht einer Verdrängung von Wettbewerbern durch Unterkostenpreise und andere Behinderungsstrategien bestätigen würde, wäre dies ein schwerwiegender Verstoß gegen die Spielregeln der Marktwirtschaft, den das Bundeskartellamt nicht hinnehmen wird."
Die DLH hat Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 30. Januar 2002.