"Keine wünschenswerte Entwicklung"

SPIEGEL: Im Jahr 2014 hat das Kartellamt bei 1200 Fusionsanmeldungen eine einzige Untersagung ausgesprochen. Legen Sie beim Handel besonders strenge Maßstäbe an?

Mundt: Der Eindruck täuscht Wir haben kein besonderes Augenmerk auf den Handel wohl aber auf konzentrierte Märkte. Und im Lebensmitteleinzelhandel kontrollieren hierzulande vier große Unternehmen Edeka Rewe Aldi und die Schwarz Gruppe mit Lidl und Kaufland 85 Prozent des Marktes. In diesem Bereich gibt es mitunter auch Beschwerden von Herstellern und wir prüfen daher jede Fusionsanfrage natürlich besonders genau.

SPIEGEL: Eines Ihrer Hauptargumente gegen die Fusion ist die angebliche Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen. Aber die rund 450 Märkte von Kaiser's Tengelmann bilden gerade einmal einen Marktanteil von einem Prozent.

Mundt: Der bundesweite Marktanteil ist bei dieser Fusion aber gar nicht so entscheidend. Es geht um regionale Märkte und die Verhältnisse vor Ort. Wir schauen uns daher die Ausweichmöglichkeiten für die Verbraucher in den einzelnen Stadtteilen an. Schließlich fährt niemand in eine andere Stadt um einen Liter Milch zu kaufen. In München-Neuhausen etwa würden Edeka und Rewe nach dieser Fusion zusammen auf einen Marktanteil von 85 bis 90 Prozent kommen. Das wäre in unseren Augen keine wünschenswerte Entwicklung.

SPIEGEL: Sie warnen in der Folge auch vor einem Preisdruck gegenüber den Markenherstellern.

Mundt: Dass ein Unternehmen wie Edeka seine Marktmacht durchaus nutzt, konnten wir schon nach der Übernahme der Plus Märkte 2008 beobachten. Es gab im Nachgang zu der Fusion Konditionsforderungen gegenüber Herstellern die wir als missbräuchlich eingestuft haben.

SPIEGEL: Tengelmann und Edeka sagen Ihre Entscheidung gefährde rund 16000 Arbeitsplätze. Spielt das für Sie überhaupt keine Rolle?

Mundt: Natürlich geht es bei Fusionen immer auch um Arbeitsplätze. Doch es ist ganz schwierig zu prognostizieren, welcher potenzielle Käufer hier wie vorgehen wird. Wir haben konkrete Interessenbekundungen für Teilnetze von Kaiser's Tengelmann von anderen Unternehmen erhalten. Warum sollten diese Interessenten weniger um die Sicherung der Arbeitsplätze bemüht sein als Edeka?

Das Gespräch führte Simone Salden.

Quelle: Der SPIEGEL 15/2015.

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